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Früh übt sich….

Quelle: Kunstmenschen.comFrüh übt sich, wer ein Meister werden soll! Aber in WAS?

Mein Gott, wie oft hab ich den Satz in meiner Kindheit und Jugend wohl gehört! Ich denke, das geht ganzen Generationen so – außer vielleicht der heutigen. Die wissen ja, dass sie im Ernstfall immer noch Hartz IV „machen“ können.

Genau genommen gibt es diesen Spruch auch schon seit einiger Zeit per staatlicher Verordnung.

Das ganze nennt sich dann Frühförderung. Mich hat der Begriff schon von Anfang an etwas nachdenklich gemacht. Irgendwie schwang da für mich immer ein „zu“Frühförderung mit. Aber man will ja nicht uninformiert meckern. Deshalb hab ich dann, nicht ganz uneigennützig, das Thema erkundet. Als später Vater, immerhin hatte ich die 30 schon deutlich hinter mir gelassen als ich zum ersten Mal Vater wurde, will man die neue Rolle natürlich nicht versauen. Da passt doch das Thema gut dachte ich mir. Davon können meine Kinder nur profitieren, oder???

Das in Deutschland der Frühförderungshype auf vollen Touren läuft habe ich dann schnell mitbekommen. Schon bei der Hebamme liegen Prospekte für kindgerechte Ergotherapie und Chinesisch-Kurse aus. Passend dazu Zeichensprache für Kinder ab 3 Monaten – man will ja schließlich wissen, was der Nachwuchs wichtiges mitzuteilen hat. Selbstverständlich sollte man auch gaaaanz früh einen Platz im Selbstbehauptungs- und Anti-Gewalt Seminar buchen. Ganz Umsichtige buchen danach gleich noch prophylaktisch ein paar Stunden Täter-Opfer Kommunikation, falls Plan A scheitert. Mein persönlicher Favorit waren dann aber der Computer-Führerschein im Kindergarten und die Tastatur für Kinder die nicht lesen können samt zugehöriger Software für nur wenige hundert Euro. Damit war ich dann perfekt ausgestattet….. oder?

Wenn Sie sehen wollen wie sich junge Eltern in Rage reden, müssen Sie eigentlich nur 2-3 Worte in den Raum werfen. Versuchen Sie mal Entwicklungsfenster, Globalisierung und Startvorteil! Entwicklungsfenster kennen Sie nicht? Glück gehabt! Im Prinzip versteht man darin, dass bestimmte Fähigkeiten in bestimmten Zeiträumen am besten gelernt werden können. Beispiel: eine Sprache lernt man eben am besten dann, wenn man auch Sprechen lernt . Danach geht es auch noch, aber so richtig akzentfrei wird es nur noch unter großen Mühen. Klingt harmlos, aber kommen Sie mal einer Mutter in die Quere die glaubt, dass ein Entwicklungsfenster ihres Kindes gerade nicht perfekt unterstützt wird! Seien Sie froh, wenn Sie das ohne Kratzspuren überleben.

Wenn man sich mit der Forschung zu diesem Thema beschäftigt, fällt allerdings schnell auf, dass es nicht ganz so kritisch ist. Das wichtigste wird meistens völlig übersehen: Um so ein Fenster wirklich nutzen zu können muss es zunächst mal da sein!!! So dauert beispielsweise die Entwicklung der Motorik die man braucht um schön zu Schreiben nun einfach eine gewisse Zeit. Früher Anfangen bringt da höchstens ein hohes Maß an Frustration für das Kind und die Gewissheit, das Schreiben keinen Spaß macht. Es ist ungefähr so als wollte man dem Kind die Windel abgewöhnen, bevor der Schließmuskel kontrolliert werden kann. Am Ende kommt Scheiße raus…

Das zweite wesentliche ist wieder mal der Kontext, in dem die Förderung stattfindet. Der Klassiker bei den Studien zum frühen (Fremd)sprachenerwerb ist das Vorleseexperiment. Hier werden jeweils 3 Gruppen von Kleinkindern mit einer Fremdsprache konfrontiert. Hier wird bevorzugt Chinesisch eingesetzt. Wahrscheinlich haben die „Made in China“ Stempel auf allen Gütern des täglichen Bedarfs ein schweres Trauma bei uns ausgelöst. Die erste Gruppe lauscht kleinen Geschichten die von einem Tonband oder einem Vorleser, der jedoch hinter einem Vorhang verborgen ist, vorgelesen werden. Die zweite Gruppe darf den Vorleser sehen und die Dritte macht mit dem Vorleser kleine interaktive Übungen, d.h. die Geschichte wird mit lustigen Spielchen verknüpft. Ich denke, man muss kein IQ-Monster sein um zu raten, welche Gruppe wirklich von der Sache profitierte. Wenn Sie also wirklich wollen, dass ihr Kind ein Sprache früh lernt lernen Sie am besten mit oder ziehen einfach dahin, wo diese Sprache gesprochen wird! Ach…. zu viel Aufwand? Genau!!! Wieso ist das so wichtig, dass kleine Kinder schon Fremdsprachen können? Damit wären wir dann bei „Globalisierung“ und „Startvorteil“ angekommen. Lustigerweise wissen wir bei Kindern ja genau was die für die Zukunft brauchen, während wir bei unseren Wirtschaftsprognosen (z.B. an der Börse) leider häufig (immer) falsch liegen. Wie unsere Wirtschaft in ca. 25 Jahren aussieht? Ist doch klar, oder??? Also ich hab da so meine Probleme. Kleines Beispiel: Wenn ich meiner Tochter mit 5 Jahren im Kindergarten den Computerführerschein machen lasse, dauert es noch ca. 20 Jahre (Studium vorausgesetzt) bevor Sie einen Computer beruflich nutzen wird. Wenn ich da an die Computer von vor 20 Jahren denke…. Klar, ich weiß schon. Die Grundbegriffe sind ja ähnlich und außerdem braucht man das Zeug ja schon in der Schule. Ok! Werfen wir einen Blick drauf: Was lernt man wirklich? Das erste ist die Bedienung der Maus. Wir lernen das sich etwas auf dem Bildschirm bewegt, wenn wir dieses kleine Ding über den Tisch schieben. Die meisten Schreien jetzt sofort „Förderung der Hand-Augen-Koordination“. Ich bin nicht ganz sicher, aber findet dass nicht auch statt, wenn man einen Ball fängt? Also ein Defizit an Möglichkeiten, das ohne Computer zu üben sehe ich irgendwie nicht. Lassen wir die Tatsache, dass es durch die Touchscreens die verbaut werden bald keine Mäuse mehr gibt, mal außer Acht. Außerdem hat es gerade 30 Sekunden gedauert bis meine Kleine das Prinzip verstanden hatte und wild zu Klicken begann. Das nächste ist dann meistens der Umgang mit der Tastatur!? Komisch, in den Science Fiction Filmen gibt es doch immer eine Spracheingabe! Aber gehen wir mal davon aus, dass es weiter Tastaturen geben wird: brauchen wir schnelles Tippen wirklich vor einer passablen Handschrift? Jetzt kommt eigentlich das Thema Lernsoftware – das spar ich mir aber für den nächsten Blog auf bevor mein Blutdruck die kritische Marke erreicht!!

Mir hat es ganz gut getan, erst mal einen Schritt zurück zu machen. Natürlich will ich das Beste für meine Kinder und ihnen alle Chancen eröffnen damit sie glücklich werden. Aber woher soll ich den heute wissen, was sie später glücklich macht? Früh chinesisch lernen damit sie später leichter ins Management eines Konzerns einsteigen können? Was ist, wenn mein Sohn dabei bleibt und wirklich Musiker wird? Singt er dann für die chinesischen Charts? Wie kann ich wissen was meine Kinder später, also in 20 Jahren, wirklich brauchen? Die Prognose würde mir schon für mich selbst schwerfallen.

Ein paar Dinge gibt es allerdings schon die man lehren könnte. Zum Beispiel, dass man sich selber was zutrauen kann, wie man Probleme und Konflikte löst, dass es mehr als Schwarz und Weiß gibt, das man Liebe nicht kaufen kann und die besten Dinge im Leben kein Geld kosten. Dafür gibt es natürlich keine Kurse. Das zu vermitteln geht nur mit den 2 wichtigsten Eigenschaften, die man als Vater, Mutter, Opa, Oma oder sonstige Bezugsperson zu einem Kind haben sollte: Den Wunsch ein Vorbild zu sein und dem Kind zu zeigen, dass es geliebt wird. Damit kann man übrigens nicht früh genug dran sein

Danke für’s Lesen!

Peace – euer Christian

P.S: Wer leider keinen Platz in der Ergotherapie bekommen hat kann ja mal folgendes probieren: Knete selber machen und benutzen, Schuhe binden, Strickliesel (Häkeln. Stricken oder Nähen geht auch) oder einfach ein Loch mit Matsch, einen Eimer Wasser und Förmchen dazu Kriegsbemalung mit Fingerfarben – am besten selber mitmachen!

 

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Von Kindern und Computern

 

Quelle: FotoliaEs gibt einen simplen Grund warum wir wollen, dass unsere Kinder versiert im Umgang mit den „neuen Technologien“ sind. Weil wir sie lieben. Ich sage das ohne Pathos, es ist einfach so. Wir, damit meine ich die Menschen die zwischen den frühen 60er und späten 80er Jahren geboren sind. Wir stellen eine Gruppe von Menschen dar, die besondere Erfahrungen mit dem Thema Computer gemacht hat. Genau diese Erfahrungen machen uns so sicher, dass es buchstäblich existenziell ist, gut mit Computern „umgehen“ zu können. Diese Erkenntnis bringt uns dazu, Computerführerscheine im Kindergarten anzubieten, Computer- u. Internetzugang in der Grundschule zu ermöglichen, einen Internetzugang schon vor dem Erreichen der Pubertät als notwendig zu erachten und die Nachfrage im Markt für (Lern)spielsoftware jedes Jahr exponentiell zu steigern. Keine Modellschule ohne Multimedia-Whiteboards, das haben die teuren Privatschulen ja sowieso. Es gibt Tastaturen mit großen farbigen Knöpfen für Kinder die noch keine Buchstaben können. Körperliche Ertüchtigung geht jetzt auch „Indoor“ mit der Wii Station. Klar, dass der Papa in Computerfragen gerne seinen Sohn (oder Tochter“ fragt. Computerkurse für Kinder boomen, die für Erwachsene bei denen erklärt wird wie man sein Kind bei dieser Entdeckungsreise begleitet sind eher schwach besetzt.

Der Druck dem wir als Eltern uns ausgesetzt fühlen, unserem Kind den notwendigen Startvorteil zu sichern ist enorm. Zu groß ist die Angst, dass ausgerechnet unser Kind nicht „mitkommt“ bei den neuen Technologien. Warum ist das so?

Ich denke die Erfahrungen die wir mit diesem Thema gemacht haben sind, mehr oder weniger, universell. Allerdings glaube ich, dass es gerade in der vielbeschworenen Mittelschicht, früher auch Arbeiterklasse genannt, zu ganz besonders traumatischen Erfahrungen kam. Ich habe meinen ersten Computer mit rund 16 Jahren bekommen. Zu dieser Zeit war das praktisch revolutionär. Die ersten Homecomputer von Commodore kamen auf den Markt – zur gleichen Zeit überschwemmten die PC’s gerade Firmen in aller Welt und in der Fertigungsindustrie wurden vermehrt Roboter zur Montage eingesetzt. Mich hat dieser kleine C-64, liebevoll auch Brillenschachtel gennant, von Anfang an fasziniert. So sehr, dass ich in der Computerbranche mehr als 20 Jahre gearbeitet habe.

Der Zugang zur Welt der Computer war damals ein anderer. Um die Kisten zu benutzen musste man sie programmieren. Selbst um ein Spiel zu laden und zu spielen waren intime Kenntnisse des Betriebssystems notwendig. Das Verständnis was in der Kiste los war wurde zwangsweise mit erlernt. Die Bestseller waren die typischen rot-weißen Bücher von „Pater-Becker“ in denen es von kryptischen Codes, Peeks & Pokes und Ablaufdiagrammen nur so wimmelte. Es war vergleichsweise kompliziert. Man bekam nichts geschenkt. Kein Windows, kein Wizzard – noch nicht mal eine Hilfe Funktion oder aussagekräftige Fehlermeldungen.

Es war aber nicht nur diese Welt die es zu entdecken galt, es war auch die Erfahrung, dass in der Welt der „Großen“, das Wissen um diese Kisten von erheblicher Wichtigkeit war. Während meiner Ausbildung in der Automobilindustrie wurde ich Zeuge, wie gestandene Industriemeister die Hilfe der Azubis benötigten um dem Roboter die richtigen Bewegungen beizubringen. Das ganze Wissen, dass sie über 20, 30 manchmal 40 Berufsjahren gesammelt hatten war auf einmal nichts mehr wert. Ingenieure wurden eingeflogen um die neuen Kisten zu installieren. Für uns Azubis, alle mit „Computererfahrung“, war das der Himmel. Wir konnten nach Herzenslust in dem Meer von AND, OR und NOR-Verknüpfungen im Programmcode stöbern und viel dabei lernen. Es war ja letztlich das gleiche, was wir auch auf unseren Kisten zuhause machten. Wir begannen, ohne es wirklich zu bemerken, die Alten zu verdrängen. Nach der Lehre konnten wir sofort in diesen Bereichen eingesetzt werden, während unsere Väter sich noch lange Jahre durch Weiterbildungen quälen mußten, um dann doch schließlich vor der Übermacht der Jungen kapitulieren zu müssen.

Da war er tatsächlich: Der Startvorteil. Eine ganze Generation hatte erfahren, dass diese spezielle Wissen in einer Welt, in der bisher das reine Erfahrungswissen der Älteren dominierte, zum entscheidenden Punkt geworden war. Wir waren der King – am Computer, aber auch am Videorekorder! Der Umgang mit Technik war einfach geworden – wir hatten die Grundprinzipien verstanden und konnten sie nun überall nutzen. Wir sahen aber auch, welche Folgen es für die anderen hatte, die mit diesen neuen Anforderungen nicht zurecht kamen. Die Arbeitslosigkeit derjenigen die nicht mit der neuen Technik umgehen konnte stieg stetig. Dazu kam das auch der erfolg in anderen Branchen, z.B. bei den Banken, sehr mit dem geschickten Umgang mit Computern zusammen hing. Wir alle haben den Film „Wallstreet“ gesehen, bei dem Buddy Fox nachts am Computer Millionen an der Börse in Tokio machte. Uns war klar: Ohne Computerkenntnisse sind wir in der Welt von heute verloren! Unser Glück hängt davon ab. Diese Angst ist der Grund warum wir unsere Kinder heute so früh an diese Kisten schicken.
Quelle: Kunstmenschen.comDamit sind wir wieder am Anfangspunkt. Wir lieben unsere Kinder und wollen das beste. Die Erfahrungen unserer Väter (und Mütter) sollen ihnen erspart bleiben. Aber: Zeiten ändern sich. Kann man unsere Erfahrungen wirklich auf die Situation heute übertragen? Mir kommt bei dieser Frage immer ein Experiment in den Sinn das ich bei einem Biologen gesehen habe. Eine Vogelmutter bringt Nahrung ins Nest, wo ihre Kücken mit weit aufgerissenen Schnabel warten. Der aufgerissene Schnabel ist eine Aufforderung an die Mutter das Kücken zu füttern. Das Nahrungsangebot in der freien Natur setzt dem Vorgang hier aber eine natürlich Grenze. Man muss lange suchen um genug Nahrung zu finden bis ein Kücken satt wird. Inzwischen ist das nächste schon wieder hungrig. Gibt es ein Kücken, dass häufig nicht um Futter bittet, wir des die Mutter für krank halten. Die Evolution hat es in diesem Fall so eingerichtet, dass die Mutter das Kücken dann aus dem Nest wirft um nicht wertvolle Nahrung an ein krankes Kücken zu verschwenden. Grausam, aber wirkungsvoll. In einem Versuchsaufbau wurde nun in der Nähe des Nests ein großer Haufen Würmer platziert. Damit konnte die Mutter in kurzer Zeit große Mengen Nahrung zum Nest bringen. Es dauerte nicht lange bis alle Kücken pappsatt waren. Was passierte dann? Nach einer weile fing die Mutter an, alle Kücken aus dem Nest zu werfen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sinnvolles Verhalten durch eine Veränderung der Lebenswelt zu einer schrecklichen Fehlentscheidung geführt hatte. Diejenigen die sie schützen wollte, wurden nun Opfer.

Machen wir also einen Schritt zurück und schauen uns an, was wir a) welche Computerkenntnisse wir wirklich benötigen um erfolgreich ins Berufsleben zu starten und b) welche Kenntnisse wir typischerweise heute Kindern am Computer vermitteln.

Punkt a) ist vergleichsweise einfach zu beantworten. Wir müssen den Kasten einschalten können und Normalfall eine Anmeldeprozedur absolvieren. Danach haben wir es dann mit spezieller Anwendungssoftware zu tun die unserer Tätigkeit entspricht. Manchmal kommen dann noch universelle Werkzeuge wie Internet, Präsentationsprogramme oder ähnliches dazu. Wenn wir nicht gerade IT-Servicetechniker sind, wissen wir über die Vorgänge im Innern dieser Kisten eigentlich nichts. Beispiel: Die erfolgreichste Firma für Anwendungen in Firmen ist SAP. Deren Berater haben ein umfassendes Wissen zu den Betriebsabläufen der entsprechenden Branchen. Es sind hochbezahlte Speziallisten. Installieren können sie die Software aber nicht. Das machen dann andere – eben jene die sich auf die Technik im Hintergrund spezialisiert haben. Was bedeutet das? Da ich heute nicht weiß, in welcher Branche mein Kind später arbeiten wird kann ich es kaum auf eine spezielle Software vorbereiten. Meistens kommt dann von anderen Eltern der Hinweis, dass Dinge wie Textverarbeitung, Internet oder Windows ja „im Prinzip“ ähnlich waren. Ich glaube, dass das Bullshit ist. Haben Sie mal Windows 1.0 mit Windows 7 verglichen? Klar, da gibt es Fenster. Das waren dann aber auch schon fast alle Gemeinsamkeiten. Auch die Eingabegeräte sind einer erheblichen Evolution unterworfen. Früher wurde getippt, dann kam die Maus, heute gitb es Touchscreens. Kein Mensch weiß, wo wir in 10 Jahren sind. Außerdem sind viele Dinge, z.B. die Steuerung mit der Maus, so trivial, dass man sie einem 4 jährigen in 3 Min. beibringen kann.

Damit sind wir bei Punkt b). Was bringen wir Kindern am Computer heute bei? Machen wir es kurz. Wir schulen sie im Normalfall an spezifischer Anwendungssoftware, d.h. sie lernen MS-Office. Damit machen wir dann schöne Präsentationen oder Internetrecherchen und tippen die Berichte dann ein. Was ich davon halte? Siehe Punkt a)!

Macht das Sinn? Natürlich nicht! Was müssten wir also tun? Jetzt kommt’s: Schlüsselqualifikationen! Was genau sind diese Schlüsselqualifikationen. Davon gibt es natürlich viele.

Für ein sinnvolles Beispiel würde ich den Umgang mit kausalen Verknüpfungen halten. Was das ist?  Also: Wenn ich keine sinnvolle Frage bei Google eingebe kann auch keine sinnvolle Antwort erwartet werden. Das schöne ist, dass sich kausale Verknüpfungen überall im Leben üben lassen. Beispiel: Wenn du mir gegenüber vorlaut und frech bist kannst du auch keine Antwort von mir erwarten. Wenn du deine Klamotten nicht in den Wäschekorb räumst werde ich sie auch nicht waschen. Ihnen fallen sicher auch Beispiele ein.

Manchmal ist es gut an den Anfang zurück zu gehen. Warum wurden Computer eigentlich erfunden? Was machte sie so erfolgreich? Die simpelste Antwort darauf scheint mir immer noch „Sie sparen Zeit“ zu sein. Computer erledigen viele Dinge schneller und sparen uns so Zeit die wir mit anderen Aktivitäten verbringen können. Für Firmen kann so die Produktivität gesteigert werden, im Privaten gewinnen wir vielleicht mehr Freizeit. Für das Thema Kinder und Computer gilt eigentlich dasselbe. Die Zeit die hier gespart wird ist allerdings nicht die Zeit der Kinder. Vielmehr wird die Zeit derjenigen gespart, die sich sonst mit den Kindern beschäftigen müssten. Soweit es mich betrifft, spare ich lieber an anderer Stelle. Oder, um es zeitgemäß auszudrücken: Ich shifte meine workflow optimisation lieber in eine andere area. Tja.. so hab ich wirklich mal geredet – kaum zu glauben!

Damit aus diesem (viel zu langen) Blogbeitrag kein Buch wird komme ich lieber zum Schluss. Ich glaube, wie sollten die Zeit lieber mit den Basics verbringen. Die Projektionen, die wir in das Computer-Know-How legen gelten zum großen Teil heute nicht mehr. Der Umgang mit Technik ist kein Paradigmenwechsel mehr sondern einfach nur noch Alltag. Eine besondere Vorbereitung ist schlicht nicht mehr nötig. Das bisschen Computer lernen die Kinder dann ganz schnell wenn es benötigt wird. Das erkennen von Regeln, den Wert von Anstrengung und die eigene Wertschätzung sind sicher wichtiger als perfekte Präsentationen mit Powerpoint in der 6. Klasse.

Übrigens: Wussten Sie das die Ursache für die Explosion der Raumfähre Challenger von der Nasa in einer zu starken Vereinfachung von Problemen in einer Powerpoint-Präsentation gesehen wurde. Aus diesem Grund sind bei der Nasa keine Präsentationen mehr zur Darstellung von wichtigen Sachverhalten erlaubt.

Vielen Dank für’s Lesen!

Peace – euer Christian

P.S: Wer hat die besten Beispiele für das Erlernen von Schlüsselqualifikationen? Einfach hier als Kommentar posten!

 

 

 

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Kindesmisshandlung 2.0

 

Quelle: FotoliaSind Sie gegen Kindesmisshandlung? Selbstverständlich, oder? Sie würden auch sicher einschreiten, wenn Sie so etwas sehen würden. Keine Frage! Ehrlich gesagt, glaube ich das nicht. Vielmehr denke ich, dass wir schon viel zu lange einer besonderen Art der Kindesmisshandlung tatenlos zugesehen haben.

Damit wir auch von der gleichen Sache reden habe ich mich erst mal an Wikipedia gewandt und eine Definition für „Kindesmisshandlung“ gesucht. Dort steht: „ Kindesmisshandlung kann verstanden werden als eine nicht zufällige, bewusste oder unbewusste, gewaltsame, psychische oder physische Schädigung…, die zu Verletzungen, Entwicklungshemmungen oder sogar zum Tod führt und die das Wohl und die Rechte eines Kindes beeinträchtigt oder bedroht“ Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz (Berlin) und andere.

Also: Nicht zufällig – also vorsätzlich, psychische oder physische Schädigung, Entwicklungshemmungen und Beeinträchtigung des Wohls eines Kindes. Passiert aber dauernd! Nein, nicht bei anderen sondern wahrscheinlich auch bei Ihrem Kind.

Beispiel gefällig? Ok! Was man bei Erwachsenen auf Neudeutsch Impulsware nennt, heißt bei Kindern gemeinhin Quengelware. Es handelt sich dabei um all die leckeren Sachen, die an der Kasse in Kinderaugenhöhe angebracht sind, um den Kleinen die Wartezeit zu versüssen. Klar, Sie MÜSSEN das ja nicht kaufen. Sie können dem tieftraurigen Kind auch jedes mal was von gesunder Ernährung und überteuerter Ware erzählen….

Quelle: istockphoto.comDas ist aber nur der Anfang. Weiter geht es mit den Kinderzeitschriften oder Comics. Lesen ist ja soooo wichtig und es muss ja nicht immer ein Buch sein. Zu meiner Zeit waren Comics in erster Linie Comics. Bilder und Text. Das ganze schön bunt und lustig. Da macht lesen doch Spaß. Heute sind diese Heftchen eher Werbepostillen. Da sind die Firmen heute nicht mehr zimperlich. Eine Auswertung der sofia (Sonderforschungsgruppe Institutionenanbalyse, Darmstadt) ergab, dass beispielsweise im Zeitraum zwischen Nov. 2006 und März 2007 mehr als die Hälfte aller Zeitschriftenanzeigen der ausgewerteten Heftchen (z.B. Micky Maus, Benjamin Blümchen, Barbie, Wendy, Prinzessin Lillifee etc. – insgesamt 109 Zeitschriften für die Zielgruppe 3 – 15 Jahre) gegen die Werberegeln des Deutschen Werberats verstossen hatte. Man könnte auch sagen, dass die Werbung überwiegend nicht regelkonform war. Nicht schlecht, oder? Ganz besonders tritt dieses Phänomen bei sog. Werbegipfeln auf, also Weihnachten, Ostern, Schulanfang usw.

Insgesamt wurden in 109 Zeitschriften 945 Werbeanzeigen gefunden. Beworben wurden TV-Sendungen, Produkte zum Essen oder Trinken, Süßigkeiten, Spielsachen oder Computerspiele. Also alles, was man zum sinnvollen Aufziehen eines Kindes braucht. Besonders häufig wurde bei Produkten auf die dazugehörige Internetseite hingewiesen, wo dann die Werbebotschaft mit kleinen Spielen noch besser „verinnerlicht“ werden konnte. Clubs, High-Score Listen, Einbindung in soziale Netzwerke & Co. Inklusive.

Nach den allg. Regeln unsere Gesellschaft und Wirtschaft kann man es den Firmen kaum verdenken. Ein Verstoss gegen die Regeln bringt außer einer Rüge des Werberat keine wirklichen Nachteile. Dagegen steht, dass lt. einer Studie des Egmont Ehapa Verlags (Marktführer bei Kinder- und Jugendzeitschriften) die Altersgruppe der 6- bis 13-jährigen Verbraucher jedes Jahr ein Volumen von 5,88 Mrd. € ausgibt (bzw. deren Eltern für die Kinder). Die Entscheidung was gekauft wird, ist in hohem Maße von den Kindern selbst geprägt. Die Eltern dienen in diesem Zusammenhang eher als Sponsoren.

Am meisten hatten es mir ja die Werbung für Kinderlebensmittel angetan! Meine erste Begegnung mit dem Thema verschaffte mit die Zeitschrift Test mit der Ausgabe 05/2004 (Link: http://www.test.de/themen/kinder-familie/test/Kinderlebensmittel-Viel-zu-pfundig-1179455-1180472/). Alles was danach kam machte es eigentlich nur noch schlimmer.

Wie immer an dieser Stelle bitte einmal kurz Anhalten und einen Schritt zurück! Also: In der Werbung für Kinder wird im Normalfall gegen die Werberegeln verstoßen, es werden Produkte mit Attributen versehen die unzutreffend (gelogen) sind, viele Dinge machen dick und/oder krank, ziehen die Kinder vor die Fernseher oder Computer und führen entweder zu hohen Investitionen oder schlechter Stimmung zuhause.

Wenn das so ist, wieso gibt es dann eigentlich Werbung für Kinder? Wieso sendet, druckt oder verteilt man überhaupt Werbung, die für Kinder gedacht ist? Wieso kann man Alkohol- u. Tabakwerbung verbieten um unsere Kinder und Jugendlichen zu schützen, erlaubt aber Zuckerbomben und Co.? Ein großer Teil unseres Nachwuchses hat schon mit Übergewicht und Bewegungsmangel zu kämpfen. Wieso machen wir es den Eltern hier noch schwerer, dagegen anzugehen?

Werbung zu verbieten halte ich für unrealistisch. Es wäre auch sicher für jeden Wirtschaftsbetrieb schwierig ,wenn keine „Verbraucherinformationen“ erlaubt werden. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber wenn die Unternehmen selber offensichtlich keinen brauchbaren Moralkodex haben und weiterhin auf die Verführung der schwächsten in unserer Gesellschaft setzen, muss etwas geschehen. Allerdings ist guter Rat teuer. Boykott funktioniert nur bedingt, entgehen kann man der Werbung kaum, die Produkte sind verlockend. Was tun? Wie wäre es mit einem kleinen „Was-will-dieser-TV-Spot-sagen“-Quiz und anschließenden Reality-Check mit Ihren Kindern? Sie würden staunen wie schnell schon 6-jährige erkennen, was Ihnen da verkauft werden soll und was die fragwürdigen Punkte der Werbeaussage sind. Ganz schnell wird daraus ein Spiel: Wer erkennt zuerst die Werbeaussage und den Fehler? Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!

Klar, das kostet Zeit und ist anstrengend. Aber es lohnt sich! Immerhin schützen Sie damit Ihr Kind vor Misshandlung durch falsche Versprechungen und deren Folgen die „der Markt“ pausenlos auf Ihre Kinder prasseln lässt. Vielleicht wäre das für Sie ja auch ganz interessant!? Oder wollen Sie weiter daran glauben, dass Ihr neues Shampoo die Haare am Hinterkopf wieder wachsen lässt?

Vielen Dank für’s Lesen.

Peace – euer Christian

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Auf der letzten Rille….

alg2Zahlen machen Eindruck! Wer seine Argumente auf Zahlen stützen kann, wird unangreifbar und wirkt kompetent. Also gut. Dann fange ich dieses Mal mit einer Zahl an: 404. Sagt Ihnen nichts? Kennen Sie nicht? Vorschlag: Versammeln Sie mal 10 Menschen (möglichst zufällig ausgewählt) und nennen Sie diese Zahl. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass mindestens einer davon was mit dieser Zahl anfangen kann, auch wenn er/sie es wahrscheinlich nicht gerne zugeben wird. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um den (neuen) Hartz IV Regelsatz pro Monat für einen volljährigen, alleinstehenden Erwachsenen.

Ha! Jetzt haben Sie es wahrscheinlich gerade gedacht. Zumindest wenn man den Untersuchungen der Uni Bielefeld glaubt, die mit ihren Untersuchungen ein Langzeitprojekt zum Thema „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, kurz GMF, seit Jahren die Einstellung von Gruppen zu bestimmten Minderheiten, in diesem Fall Langzeitarbeitslose, untersucht. Geben Sie es zu. Bei Hartz IV kommt Ihnen sofort der rauchende, trinkende, verschwitzte, im Unterhemd auf dem Sofa vor dem riesigen Plasmabildschirm TV sitzende „Sozialschmarotzer“ in den Sinn. Ein unerträglicher Gedanke, dass sich ein Mensch mit diesen 404€, die er zur freien Verfügung hat, den ganzen Tag Party macht während wir ins Büro müssen und das Bruttosozialprodukt erbittert gegen die Krise verteidigen.

Wir wäre es mit einem kleinen Selbstversuch? Ich habe nämlich am Anfang gedacht es handelt sich um 404€ pro Woche. Wenn man nämlich 404€ durch 30 Tage teilt erhält man 13,46€. Gehen wir also mal von 13€ am Tag aus. Das entspricht ungefähr der Summe, die ich meistens bei einem Tankstop für einen Eistee, 1 Schokoriegel und ein belegtes Brötchen ausgegeben habe. Wie soll man davon den ganzen Tag leben? Eine Frage auf die ca. 4,4 Millionen Menschen in Deutschland zumindest einen Antwortversuch parat haben. Wie weit kämen Sie mit 13€? Sehen Sie! Für einen Plasma-TV reicht das nicht ganz. Dafür muss man sich dann in der Fußgängerzone einen Kredit (ohne Sicherheiten und Schufa) andrehen lassen. Da gibt es für jeden einen Easy Kredit (ups… hab ich das jetzt falsch geschrieben?), und später kommt dann Herr Zwegat von RTL und hilft „Raus aus den Schulden“!

Wie wird man eigentlich Harzt IV Empfänger. Die einfachste Antwort lautet: Wenn man länger als 1 Jahr arbeitslos ist. Ist das gerecht? Ich habe zum Beispiel mehr als 20 Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt. Fast die ganze Zeit war mir der Spaß 175€ im Monat Wert. Das stellt den Höchstsatz dar. Mehr geht nicht. Das heißt 20 Jahre x 175€ im Monat = 42.000€. Wow! So ein Batzen Geld. Was bekomme ich den dann eigentlich wieder raus? Wer viel einzahlt, bekommt im Ernstfall natürlich auch den Höchstsatz ausgezahlt. Das sind so ca. 2.200€. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit habe ich also insgesamt 26.400€ wieder raus bekommen. Und der Rest von 15.600?  Immerhin würde der mir weitere 7 Monate Arbeitslosengeld finanzieren! Genau genommen ist das mein Anteil am Solidarprinzip. Außerdem müssen ja auch die Rücklagen für meinen eventl. Hartz IV Bezug irgendwo herkommen. Wie man sieht, ist das ganze eigentlich nicht so weit von „fair“ entfernt. Zumindest soweit es mich betrifft. Und tauschen will ich freiwillig auch mit keinem der ALG2 bezieht. Selbst wenn ich dafür nicht mehr Arbeiten müßte.

Was mir nicht gefällt ist die extreme Pauschalisierung von Lebensleistung. Wenn ich nach 30 oder mehr Arbeitsjahren arbeitslos werde muss ich nach einem Jahr praktisch alles verkaufen was ich mir bis dahin aufgebaut habe. Damit wird das Erbe für meine Kinder gleich miteliminiert. Damit wird man behandelt wie jemand, der 18 Jahre alt ist und nie gearbeitet hat. Nicht fair, aber das ist nun mal das Problem, wenn man als letzte Masche im sozialen Netz nur ein nicht-differenziertes Mindesversorgungsmodell vorsieht. Das war früher Mal anders, man könnte auch sagen sozialer. Leider haben die „Sozialen“ das dann wieder in der Agenda 2010 eingesammelt – weil kein Geld mehr da war. War es aber irgendwie doch. Zumindest die Banken konnten gerettet werden.

 

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Eddie would go!

Was sind eigentlich gute Vorbilder?

Eddie_Aikau
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Eddie_Aikau

Ihnen kommt der Titel komisch vor? Sie kennen Eddie nicht? Keine Sorge! Wenn Sie nicht gerade in den 70er vor Hawaii gesurft sind kennen Sie Eddie Akaui wahrscheinlich nicht. Schade eigentlich. Eddie war prägend für eine ganze Generation von Surfern – nicht (nur) wegen seinen Fähigkeiten auf dem Brett. Vielmehr war es seine Lebenseinstellung die ihn zur Legende machte. Eddie war der Prototyp von einem Held, einem wertvollen Teil der Gemeinschaft. Jemand, der seine eigenen Interessen der „Sache“ unterordnete. Als Rettungsschwimmer holte er viele verlorene geglaubte ins Leben zurück. Kein einziger Mensch ertrank an seinem Standabschnitt. Sein Mut beeindruckte alle. Er starb wie er lebte. Bei dem Versuch auf offen Meer für seine Freunde Hilfe zu holen verschollen, wahrscheinlich ertrunken.  Auch heute sagen noch viele Surfer, wenn sie einer unlösbaren (Surf)Aufgabe ins Auge sehen „Eddie would go!“, und machen sich so Mut um bei der Herausforderung ihr bestes zu geben. Eddie das Vorbild.

Wir alle haben Vorbilder. Klar. Aber wie suchen wir uns unsere Vorbilder eigentlich aus? Was macht jemanden zu einem guten Vorbild? Kann ich auch selbst Vorbild sein? Viele Fragen und keine einfachen Antworten. Oder doch?

Im wesentlichen Erwarten wir von einem Vorbild, dass er „Gut“ bzw. erfolgreich ist. Dieses Attribut ist natürlich einem gewissen Wandel in Zeit und Gesellschaft unterworfen. Beispiel Banker: Ende der 80er und Anfang der 90er war Banker ein toller Beruf. Wer Bankkaufmann bei der Sparkasse lernte hatte es geschafft. Später dann ins Wertpapiergeschäft zu kommen war der Olymp. Solchen Leuten eiferte man nach. Es waren die Beispiele die Eltern ihren Kindern zum Schulabschluss vor die Nase hielten. Reich werden war cool! Geh raus – werde Master of the Universe war die Devise. Ich gehe davon aus, dass ich auf das Renommee von Bankern heutzutage nicht weiter eingehen muss.

Irgendwie suchen sich die Jüngeren sowieso immer andere Vorbilder aus. Ich gebe allerdings zu, dass mich die „Idols“ der aktuellen Teenager etwas verwirren. Zu meiner Zeit mussten die noch irgendwas cooles können. Heute reicht es wohl schon ein ehemaliger Straftäter zu sein und regelmäßig „Bitch“ ins Mikro zu nuscheln. Wenn man dann noch die coolen Moves drauf hat….

Wie kommt es eigentlich, dass es heute so wenige und, wenn überhaupt, so seltsame Vorbilder gibt? Wie kommt es, dass sich ein Jugendlicher z.B. 50cent als Vorbild für seine zukünftige Gangsta-Rapper Karriere nimmt? Wieso ist Ghandi als Vorbild völlig out – D! Soost aber angesagt?

Beim Nachdenken über solche Fragen benutze ich gerne Ockhams Rasiermesser und mache mich auf die Suche nach der einfachsten Lösung. Ein Vorbild muss zunächst einmal sichtbar sein. Um zu jemanden aufschauen zu können müsste er überhaupt mal zu sehen sein. Zu sehen sein hat 2 Aspekte. Zum einen im persönlichen Umfeld, also Familie, Schule, etc. Zum anderen ist es die Medienpräsenz. Gerade dieser Faktor ist heute um einiges höher als noch vor 15 Jahren. Über den Konsum von TV und Internet sind schon ganze Buchregale vollgeschrieben worden.

In beiden Fällen ist es aber letztlich das eigene Regelwerk, wir können es auch gerne Moral oder Ethik nennen, das entscheidet wer als Vorbild taugt. Stimmen Sie soweit zu? Gut – ab jetzt wird es nämlich schmerzhaft.

Wenn wir also darüber meckern, dass unsere Kinder den falschen Vorbildern nacheifern müssen wir uns 2 Dinge sagen: 1. Offensichtlich konnten in der Familie keine besser geeigneten Vorbilder gefunden werden. 2. Die Wahl des Vorbilds spiegelt das ethische Regelwerk des Betreffenden wieder. Aua, oder?

Das mit dem ethischen Regelwerk ist eine Story für sich aber ich gebe Ihnen mal ein Beispiel: In der Regel wird in Zeitungen immer dann berichtet wenn irgendwas gegen den „Moralkodex“ verstößt. Mittlerweile finden sich aber schon Artikel in der Presse, bei denen berichtet wird, weil sich jemand Regelkonform verhalten hat. Meistens in der Rubrik kurioses. Glauben Sie nicht? Lesen Sie mal den Spiegel 5/2011, Seite 51. Dort wird über eine alte Dame berichtet, die eine offene Leihrechnung ihres Ehemanns begleichen wollte, obwohl sie auch so davon gekommen wäre.

Was wäre eine effektive Maßnahme um unsere Kinder bei der Auswahl von geeigneten Vorbildern zu unterstützen? Man könnte sie mit einigen bekannt machen! Lassen Sie doch den Flatscreen Abends mal aus und erzählen Sie die Heldengeschichte von dem Mann, der ein ganzes Land befreite ohne auch nur 1 x Gewalt anzuwenden? Oder von der Großmutter, die nach dem Krieg mit buchstäblich Nichts das Überleben der Familie sicherte. Es gibt soooo viele Heldengeschichten. Zur Not können Sie ja auch den guten Eddie bemühen. Geben Sie Ihren Kindern die Gelegenheit echte Vorbilder kennen zu lernen. Überlassen Sie es nicht RTL und Co. die passenden auszusuchen.

Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie ein paar tolle Geschichten über sich selbst erzählen würden. Damit hätten Sie dann auch was davon! Wie wäre es mit der Geschichte, bei der Sie versucht haben einen Spruch Ihres Vorbilds zu beherzigen. Mir persönlich gefällt „Action expresses priorities“ von Ghandi besonders gut. Leicht zu merken, aber der Teufel steckt im Detail 🙂

…übrigens: Wenn Sie anfangen sich die richtigen Vorbilder auszusuchen und ihnen Nacheifern könnte das Wunder wirken. Lesen Sie doch mal ein paar Artikel zum Thema „Lernen am Modell“ von Tausch & Co. (Link). Das wußte aber auch schon Karl Valentin. Von ihm stammt der Ausspruch „Sie brauchen Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem sowieso alles nach.“

Vielen Dank für’s Lesen!

Peace – euer Christian

 

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Und los geht die wilde Fahrt…..

Herzlich willkommen zu

„Repariert-Deutschland.de“!

Drüber Reden befreit. Wenn dann keiner zuhört, kann man sich sogar noch besser befreien. Wo keiner zuhört kann man so richtig ungeschminkt die Wahrheit sagen.  Oder zumindest das, was man dafür hält.

Wer also Reden oder vielleicht sogar Meckern will, hat heutzutage die besten Möglichkeiten. Es gibt einen Platz, der sozusagen öffentlich und privat gleichermaßen ist: das Internet! Wo könnte man sich besser verstecken als zwischen Millionen anderer Webseiten, Communities, Blogs und sonstigem Web 2.0 Quatsch?

(Bauern)schlau wie ich bin lasse ich mir natürlich diese Gelegenheit nicht entgehen.  Meine große Chance! Endlich kann ich der Welt mal so richtig erzählen was man (Ich) so alles anders (besser) machen könnte. Die Chance, dass es jemand mitbekommt, oder noch schlimmer, mich beim Wort nimmt, ist verschwindend gering. Genau genommen ist die Chance wesentlich größer das Ich von Außerirdischen entführt werde. Was allerdings ohne Frage für mich die bessere Alternative wäre.

Zurück zum Thema. Da ich natürlich Realist bin, fange ich nicht damit an die Welt zu verbessern. Ich starte sozusagen im Kleinen, direkt vor meiner Haustür und repariere erst einmal Deutschland. Den Rest räume ich dann später auf.

Da ich ja hier keine Zielgruppe habe auf die ich Rücksicht nehmen muss (hört ja keiner zu!) kann ich endlich die von den Politikern oft angemahnten „harten Schnitte“ fordern! Ich bin gespannt, ab wann ich mich selbst als „Hartz“ beschimpfe oder ähnliches. Mangels Publikum werde ich dann wohl irgendwann selbst mit Fackeln und Mistgabeln vor meiner Wohnung auf und ab laufen müssen und lautstark Auslieferung fordern!

Peace – euer Christian