
Wenn man so auf YouTube unterwegs ist, trifft man häufig auf alte Bekannte. Kenner wissen, dass das nicht zufällig passiert, sondern an der Tatsache liegt, das besuchte Videos thematisch analysiert werden. Aber darüber will ich gar nicht schreiben.
Auf jeden Fall bin ich auf ein Video gestoßen, das Thilo Sarrazin bei einer Rede am 6. Oktober 2015 bei der vom Freiheitlichen Bildungsinstitut und dem Liberalen Klub organisierten Veranstaltung „Die neue Völkerwanderung – Risiken und Gefahren“ zeigt.
Nach „Deutschland schafft sich ab“ hatte ich lange nichts mehr gehört und war entsprechend Neugierig. Das Video dauert rund eine Stunde und ist in der von Sarrazin typischen uninspirierten Vortragsweise gehalten und startet mit Statistiken und Zahlen, eigentlich eine Kurzzusammenfassung von „Deutschland schafft sich ab“.
Nach wie vor jagen mir die Zahlen eine Heidenangst ein. Insbesondere deshalb, weil sich bei eigener Recherche die meisten Zahlen als Richtig erwiesen haben. Geburtenrate von Migrantenfamilien, Veränderung des durchschnittlichen Bildungsniveaus, Erhöhung der Migrantenzahlen durch Familiennachzug usw. Alles harte Kost für jemanden wie mich, der auf das Recht auf Asyl pocht. Klar ist, das Migration und Asyl zwei verschiedene Dinge sind… oder waren. Mittlerweile bin ich nicht mehr so sicher, ob die Mehrzahl der Asylsuchenden das Land wieder verlässt. Wohl eher nicht. Eine Zahl von Sarrazin war besonders interessant: Er sagte, dass ca. 80% der Weltbevölkerung mit Hilfe des Deutschen Asylrechts und einem findigen Anwalt wohl einen Asylantenstatus bei uns erwirken könnten. Lassen wir mal beiseite ob die Zahl wirklich stimmt – es bringt das Bild in den richtigen Fokus. Wir leben in einer Wohlstandsoase.

Sarrazin bemüht als Lösung das Beispiel Nordsee und Holland. Das Land liegt unter dem Meeresspiegel und man hat nur 2 Möglichkeiten die Bürger zu beschützen: Die Nordsee absenken (unmöglich) oder Deiche bauen (wird seit 1000 Jahren so gemacht). Folglich plädiert er für eine entsprechende Absicherung der EU-Grenzen. Um fair zu bleiben: er ist nicht gegen Asyl, er will nur aus sozialen und Sicherheitsgründen den Zuzug beschränken. Auch er erkennt das das eigentliche Problem eben die Gründe für die steigende Flut an Asylanten eben in den Herkunftsländern liegt. Allerdings behauptet er, dass solche Probleme nicht von außen gelöst werden können – und genau hier teilt sich dann unser Weltbild. Klar, im nahen Osten gibt es seit 2.000 Jahren Krieg, aber die aktuellen Flüchtlingsprobleme lassen sich ziemlich eindeutig auf die Interventionen der westlichen Hemisphäre (ich sag mal nicht USA) zurück führen. Genauso ist die Tatsache, das in wenigen Generationen viele Millionen Menschen südlich der Sahra den Weg nach Norden antreten werden um zu überleben, nicht in Afrika begründet liegt sondern in der Ausbeutung durch den Westen und das gewisse Religionsgemeinschaften Geburtenkontrolle ablehnen.
Eine Einführung von restriktiven Grenzkontrollen wird zumindest übergangsmäßig kaum zu verhindern sein. Eine Lösung des Problems ist es nicht. Egal wieviel Zaun wir verlegen, wieviel Mauern wir bauen, irgendwann werden wir uns entscheiden müssen ob wir auch Schießen wollen um Flüchtlinge zurück zu drängen. Bisher ermorden wir sie ja lieber passiv durch unterlassene Hilfeleistung und empören uns dann an den Bildern ertrunkener Kinder.
Abschottung kann auch deshalb nicht die Lösung sein, weil wir schlichtweg in 3-4 Generationen von innen und außen „Überrannt“ werden. Was tun sprach Zeus? Die Götter sind besoffen, der Olymp ist vollgekotzt!
Der Schlüssel liegt vielleicht in einer radikalen Neuausrichtung der Außenpolitik (kein Herbeiführen von Regimewechseln nur um wirtschaftl. Interessen zu genügen, keine Unterstützung von Radikalen – auch wenn sie gemeinsame Gegner bekämpfen) und eine wirksame Entwicklungshilfe bzw. Beendigung durch systematische Zerstörung der lokalen Märkte in Entwicklungsländern durch Weltbank & Co.
Bleibt das Problem im eigenen Zuhause. Egal wie man es dreht und wendet, Sarrazin hat Recht wenn er sagt, dass Zuzug aus Asien im Schnitt das Bildungsniveau in Deutschland hebt während es durch Zuzug aus dem nahen Osten eher sinkt. Klare Ansage: Es liegt nicht an der Intelligenz dieser Menschen, sondern schlicht an deren bisherigen Zugang zu Bildung. Trotzdem ist das Problem real. Bisher ergeben hohe Geburtenrate bei geringem Bildungsstand eine fatale Mischung. Außerdem ist allein schon die Ballung von hohen Zahlen von Asylanten in „Lagern“ allein schon eine Dummheit. Unter solchen Zuständen muß die Hölle zwangsläufig losbrechen. Ganz egal wer im Lager oder Bewacher ist. Wer will kann gerne mal hier schauen: Standford Experiment.
Mir ist klar, dass es eine logistische Herkulesaufgabe ist den Ansturm zu verteilen und zu verwalten, aber waren wir als Deutsche nicht mal als Dichter und Denker bekannt? Unsere Ingenieure und Erfinder sind weltberühmt. Da werden wir wohl auch das lösen können, oder? Wieso nicht ein Verteilungsschlüssel nach Bevölkerungsgröße. Wieso bekommt jedes 2.000 Personen Dorf nicht 1-2 Familien zugeteilt statt ein 2.000 Personendorf ein ganzes Lager während andere Landstriche völlig „Asyl“-frei sind? Und warum geben wir nicht jedem der einen Menschen oder eine Familie aufnimmt jeden Monat die Summe die uns auch die Lager pro Person kosten würden? Erfahrungsgemäß sind Menschen findiger wenn es auch Geld zu verdienen gibt – das gute Gewissen gibt es dann gratis dazu.
Momentan verdienen nur die Geier, die ihre Bruchbuden zu überhöhten Preisen an die Gemeinde vermieten um sich selber zu sanieren. Meistens die gleichen, die dann gegen die hohen Ansprüche der Asylbewerber wettern. Unerträglich wird es, wenn Menschen die selber nur vom Sozialstaat leben oder selbst Wirtschaftsflüchtlinge durch Auflösung der DDR waren jetzt auf Abschottung der Grenzen pochen.
Wenn wir die Asylsuchenden nicht in Lagern isolieren, sondern in den Gemeinden (in kleiner Zahl!) einbetten wird auch das Problem der kulturellen Unterschiede erträglicher sein. Gleichberechtigung der Frau, Demokratie, Trennung von Kirch und Staat, das alles wird einfacher wenn es Teil des täglichen Lebens ist. Das kann ein Lager, auch mit Unterricht in Staatsbürgerkunde, niemals leisten. Und warum kann ein Asylant nicht in der Gemeinde helfen? Durch zusammen Arbeiten geht die Integration wie von selbst.
Danke für’s Lesen.
Peace Christian